Luxemburg war mit fünf Siegen einst Großmacht in der Eurovision. Doch seit 1994 macht das Land nicht mehr mit. Wir haben die Luxemburger Teilnehmerinnen Monique Melsen (1971) und Marion Welter (1992) zu Gast. Außerdem Thierry Mersch, selbst Sänger und Song Contest-Fan.
Update 2022: Aus lizenzrechtlichen Gründen ist die Musik aus dieser Episode entfernt!
Doch zuerst ein paar News:
Die Publikumslieblinge von 2019 und 2020 bringen sich für 2021 in Stellung: KEiiNO möchte wieder für Norwegen mit "Monument" starten und The Roop mit "Discoteque" für Littauen.
Albanien hat bereits entschieden: "Karma" von Anxhela Peristeri.
Zu Gast sind diesmal drei sehr unterschiedliche Menschen, die alle mit dem Song Contest in Luxemburg zu tun haben.
Marion Welter vertrat das kleine Großherzogtum 1992 mit dem zweiten von nur drei Beiträgen auf Letzeburgisch, der einheimischsten der drei Amtssprachen. Mit "Sou Fräi" erreichte sie damals den 21. Platz.
Monique Melsen erreichte 1971 immerhin den 13. Platz beim Song Contest in Dublin mit "Pommes, Pommes, Pommes".
Thierry Mersch ist Lehrer, Sänger (hier sein Titel "Broken Love") und Gründer des Luxemburger Eurovision Fanclubs.
Wir baten unsere Gäste, ihr Land einmal zu beschreiben. Ein Land, so groß wie Vorarlberg oder das Saarland, aber mit drei Amtssprachen: Französisch, Deutsch und Letzeburgisch. Und es war einmal die Pop-Großmacht beim Eurovision Song Contest. Bis in die frühen 90er hat Luxemburg fünf mal gewonnen, was auch an den Bemühungen von RTL (Radio Luxemburg) lag, eines der wichtigsten Pop-Radios Europas. Der Sender war - im Gegensatz zu allen anderen teilnehmenden Rundfunkstationen - privat finanziert und bekam lediglich einen Zuschuss der Regierung. Wie es dann zum Ausstieg kam, beschreibt Thierry.
Monique Melsen erzählt von ihren Erfahrungen in Dublin. Davon, wie sie Freundschaften geschlossen hat, unter anderem mit Marianne Mendt, und wie z.B. Katja Epstein von der deutschen Delegation eher abgeschottet worden sei.
Thierry erzählt, wie es das kleine Land geschafft hat, mit sehr vielen namhaften internationalen Künstlerinnen und Künstlern anzutreten.
Marion Welter beschreibt die Anfänge, von der Begeisterung im Kinderheim, in dem sie aufwuchs, wenn Eurovision lief; von den Anfängen in Bands und zum Sprung auf die Eurovisions-Bühne in Malmö. In Malmö war sie zu schüchtern, um den Kontakt zu suchen.
Sowohl Monique als auch Marion erzählen von ihren ungewöhnlichen Outfits, die beide Aufsehen erregten.
Monique Melsen hat nach ihrem Solo-Auftritt beim Song Contest recht bald beim Pop Chor "Family Tree" angeheuert, der - ähnlich wie die Les Humphries Singers - aus internationalen Sängerinnen und Sängern bestand. Bei den Live Auftritten wurde die Truppe auch von einer gewissen Donna Summer unterstützt, die ab dem zweiten Album der Gruppe fix dabei war. Bis dann Giorgio Moroder mit ihr ein Lied aufnahm.
Seit den 90ern spielt und singt Monique Melsen in der politischen Kabarett-Gruppe Cabarenert.
Marion arbeitet beim Fonds für den sozialen Wohnungsbau, daneben hat sie mit der Gruppe "Trei Séien" Folklore gemacht, und sie spielt bei Musical-Galas und bei diversen Bandprojekten.
Bei den Fragen am Schluss haben wir eine Standardfrage etwas umformuliert, um den Luxemburg-Schwerpunkt mehr in den Mittelpunkt zu bringen.
Die erste Frage war: Welcher ist dein Lieblingsbeitrag Luxemburgs aller Zeiten?
Für Monique Melsen ist es "Apres Toi" von Vicky Leandros aus dem Jahr 1972. Für Marion Welter ist es Monique Melsens "Pommes, Pommes, Pommes". Und Thierry Merschs Lieblingssong ist "Donne-Moi Une Chance" von Modern Times aus dem Jahr 1993. Es war der letzte Beitrag Luxemburgs und auch der dritte (und letzte) der zumindest teilweise auf Letzeburgisch gesungen wurde.
Eine Anekdote vom Song Contest haben alle drei:
Für Monique ist es die Begegnung mit Cliff Richard gewesen. Nachdem Vicky für Luxemburg gewann, fand der Eurovision Song Contest 1973 im Nouveau Théâtre in Luxemburg statt und sie war Teil der Jury vor Ort. Dort traf sie dann ihr großes Idol Cliff Richard, der mit "Power To All Our Friends" an den Start ging.
Die Geschichte von Marion Welter ist ein bisschen dramatischer. Am Abend ihres Auftritts 1992 in Malmö hatte sie plötzlich einen Migräne-Anfall, zumindest glaubte sie es. Übliche Schmerzmittel schlugen nicht an, aber sie sang trotzdem. Ein paar Monate später, sie war mittlerweile schwanger, wurde festgestellt, dass sie sich 1990 bei einem Kenia-Urlaub mit Malaria angesteckt hatte. Die einzelligen Parasiten hatten sich in ihrer Leber versteckt und nur einzelne Anfälle deuteten auf die Erkrankung hin. Während der Schwangerschaft brach die Krankheit merkbar aus, konnte aber unter Kontrolle gebracht werden. Sowohl das Kind als auch die Mutter haben keine Schäden davon getragen.
Für Thierry Mersch war es das Jahr 1983. Als der damals 12-jährige Thierry beim Schauen auf dem Sofa eingeschlafen ist, wurde er unsanft von seiner Mutter geweckt, als sie einen Siegesschrei ausstieß, als Corinne Hermes in München gewann.
Die Frage nach dem Lieblingssong aller Zeiten beim Song Contest, beantworten die drei wie folgt:
Für Monique Melsen ist es Conchitas "Rise Like A Phoenix". Für Marion Welter sind es zwei: Abba mit "Waterloo" (1974) und Celine Dion mit "Ne Partez Pas Sans Moi" (1988). Für Thierry ist es eindeutig "Apres Toi" von Vicky Leandros. Bei der Umfrage in unserer Facebook-Gruppe gewann Vicky ebenfalls.
In der Kleinen Geschichte am Schluss erzählt Marco von der faszinierenden und berührenden Geschichte des David Alexandre Winter, der 1970 Luxemburg mit "Je suis tombé du ciel" vertrat.